Für Margot Flügel-Anhalt gibt es kaum Grenzen. Mit ihrem Motorrad ist die Rentnerin durch 18 Länder gereist, danach mit ihrem 24 Jahre alten Benz von ihrem 44-Seelen-Dorf Thurnhosbach aus zu ihrem Traumziel Indien aufgebrochen. Im Interview spricht sie über ihre größte Leidenschaft, das Reisen.
Margot Flügel-Anhalt
Mit ihrem Motorrad ist die Rentnerin durch 18 Länder gereist.
Frau Flügel-Anhalt, was hat Sie dazu bewogen, das Reisen zu Ihrem Lebensmittelpunkt zu machen?
Mich zu bewegen, unterwegs zu sein, war und ist mir schon immer der liebste Seinszustand. Auch als Kind bewegte ich mich oft und gerne draußen in der Natur. Und glücklicherweise gab es weder Fernsehen, Handys noch Computerspiele, die uns daran gehindert haben, draußen zu sein.
Ihre erste große Reise: Wohin ging es und was waren die größten Herausforderungen?
Meine erste große Reise führte mich 13 Monate nach Marokko. Dass Frauen in diesem Land einen strengen Verhaltenskodex einhalten müssen, war für mich als 24-jährige junge Frau sehr schwer zu ertragen.
Welche Momente werden Sie nie vergessen?
Es gibt auf der Erde Orte, die so außerirdisch schön und eindrucksvoll sind, dass ich allen Schmutz und alles Elend auf der Welt beinahe vergessen könnte. Aber als ganz besonders großartig erlebe ich immer wieder die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Menschen in Asien.
Wo ist für Sie „der schönste Fleck der Erde“?
Einen Flecken gibt es nicht, eher zwei. Das ist zum einen das Meer mit seiner unendlichen Weite und Ruhe, und das sind zum anderen die unnahbaren Berge, in denen man die eigene Sterblichkeit vergisst.
Wie hat Sie das Reisen geprägt und was sind die wichtigsten Lektionen, die Sie bei Ihren Reisen rund um die Welt gelernt haben?
Ich lerne und lerne und lerne, wenn ich unterwegs bin. Das schafft immer neuen Raum in mir, neue Eindrücke und eine große Dankbarkeit. Ich habe gelernt, Respekt zu haben, vor der Härte des Lebens, die viele Menschen erleiden müssen. Für den Frieden, die Demokratie und die Freiheit, in der ich in Deutschland als Frau leben kann, bin ich dankbar.
Wie geht es weiter mit Ihren Abenteuern? Ist in naher Zukunft etwas geplant?
Nach zwei Corona-Jahren, in denen ich überwiegend in Nordeuropa gereist bin (unter anderem mit einem Kajak auf Werra und Weser und mit dem Lada Niva zum Nordkap), plane ich nun wieder eine Reise Richtung Osten. Im Sommer dieses Jahres möchte ich mit dem Lada Niva Richtung Karakorum-Highway reisen. Allerdings musste ich die Reisestrecke bereits den schwierigen Bedingungen anpassen: Ich kann nicht, wie geplant, durch Russland und China reisen.
Welche Tipps möchten Sie Menschen mitgeben, die ebenfalls Lust auf ein Abenteuer haben, jedoch noch keinerlei Erfahrungen?
Einfach losgehen, kleine Wege, am besten zu Fuß – da erlebt man die eigene Selbstwirksamkeit am besten. Tageweise unterwegs sein hilft auch zu erkennen, wie wenig man braucht zum Leben. Sich vertrauensvoll dem Leben öffnen.
PS: Unsere Buchempfehlungen
Über Grenzen:
Freiheit kennt kein Alter. Mit dem Motorrad um die halbe Welt.
Einfach abgefahren:
Mit 65 Jahren und einem alten Benz von Nordhessen bis Südostasien.