Der Wüstenspezialist und Abenteurer Michael Martin gibt Einblicke in sein Arbeiten als Naturfotograf.
Michael Martin
Fotograf und Abenteurer
Er berichtet von seinem neuen Projekt „Planet Wüste“.
„Ihre Kamera macht aber tolle Bilder.“ Diesen Satz höre ich oft. Ich versuche es in meiner Antwort dann immer mit einem Vergleich. Würde ich mir einen hochwertigen Konzertflügel kaufen, könnte ich trotzdem nicht Klavier spielen. So verhält es sich auch mit Fotokameras. Sie sind sicher eine notwendige Voraussetzung, um bestimmte Bilder zu machen, aber für die Güte eines Fotos ist zum Glück immer noch der Fotograf verantwortlich.
Ich bin trotzdem froh, bei meinen Reisen in Hitze und Eis auf die heutigen robusten und digitalen Spiegelreflexkameras zurückgreifen zu können, deren Sensoren trotz enormer Auflösung auch bei sehr wenig Licht minimales Rauschverhalten zeigen.
Auch die Qualität und Lichtstärke heutiger Zoomobjektive schätze ich sehr. Ich habe natürlich auch genügend Speicherkarten dabei, um keine Bilder unterwegs löschen zu müssen. Zusätzlich werden die Bilder auf meinem Laptop gespeichert und bei meiner Rückkehr sofort auf diversen Festplatten gesichert.
Die Anforderungen des Projektes „Planet Wüste“ an meine Kameras hätten höher nicht sein können. Temperaturen zwischen -50°C und +50°C, Erschütterungen, Sand und Schneestürme waren an der Tagesordnung. Ich habe trotzdem meine Kameraausrüstung nicht besonders geschützt. Ich wollte einfach spontan und schnell reagieren können und verwendete somit einen handelsüblichen und sehr praktischen Fotorucksack.
Ich empfand die Kälte eindeutig als die größere Herausforderung. Sowohl was meine persönlichen Befindlichkeiten betraf, als auch die Belastung der Kameras. Nur die besten Akkus halten -50°C stand. Ein unbedachtes Auspacken der Kamera in einer warmen Jurte nach einem Kälteeinsatz kann Sensor und Linsen wegen Tau für den Rest der Reise unbrauchbar machen. Achtsamkeit ist dabei geboten.
Mir war von vorne herein klar, dass bei dieser Reise die Landschaften im Vordergrund stehen würden. So war es die Suche nach interessanten Perspektiven, spektakulären Landschaften und die Hoffnung auf gutes Licht, die jeden Reisetag aufs Neue im Vordergrund stand. Da sich die besten Lichtstimmungen morgens und abends ergeben, waren es meist die Mittagsstunden, in denen wir uns fortbewegten. Auch der Kontakt zu Menschen ergibt sich in Wüsten eher in den Tagesrandzeiten.
Ich ließ mich dabei gerne inspirieren, fotografierte was ich sah und war nie auf bestimmte Motive festgelegt. Immer wieder kreisten die Motive um das Verhältnis von Wüste und Mensch. Wichtig ist mir dabei stets, Vertrauen mit den Menschen vor Ort aufzubauen – dann lassen diese sich auch gerne fotografieren. Geld oder Geschenke setze ich dabei nicht ein, manchmal verschenke ich ein Sofortbild aus meiner Sofortbildkamera.
Neben viel Spaß, Aufregung und Abenteuer hatte ich bei meinen vierzig Reisen stets eine grobe Vorstellung von den Bildern, die ich gerne nach Hause bringen möchte. Die meisten ergaben sich aber einfach. Entscheidend war dabei maximale Flexibilität und Reisepartner, die akzeptieren, dass die Fotografie im Vordergrund steht.
Privat fotografiere ich übrigens kaum. Das würde mir die Entspannung an Wochenende und bei Urlaubsreisen nehmen. Das Handy ist natürlich immer dabei, das reicht für Erinnerungsbilder – für mehr aber auch nicht. Fotografieren auf Reisen ist folglich von vielen Faktoren abhängig: die richtige Ausrüstung, das eigene Know-How, dem richtigen Licht und zuletzt dem passenden Motiv.