Der Deutsche Alexander Megos gehört zu den Stars der weltweiten Kletterszene. Ein Gespräch mit ihm über Anfängerfehler, den besonderen Spirit an der Felswand und darüber, wie man clever von den Mädels lernt.
Sie klettern schon seit Ihrem fünften Lebensjahr – wie kam es dazu?
Klettern ist das Hobby meines Vaters, sodass ich schon früh in der Kletterhalle in Erlangen und draußen in der Fränkischen Schweiz an der Felswand hing.
Warum klettern Sie, und was macht für Sie den Spirit aus?
Ich genieße den kompletten Lifestyle: Man reist viel, spürt intensiv die körperliche Bewegung, ist mit Freunden in der freien Natur unterwegs. Gerade dieser soziale Austausch ist mir sehr wichtig. Das alles macht diesen Sport für mich spannend und attraktiv.
Sie haben früher weltweit zahlreiche Wettkämpfe gewonnen. Nehmen Sie daran noch teil?
Leider ist man dann im Nationalkader sehr in Termine eingebunden. Ich wollte jedoch nach dem Schulabschluss bewusst die Welt kennenlernen. Als Felskletterer war ich deshalb im vergangenen Jahr fast acht Monate in der Welt unterwegs. In den USA, Japan, Australien, Spanien, Norwegen und vielen anderen Ländern mehr.
Wie sieht Ihr tägliches Training aus?
Vor dem Frühstück mache ich eine Morgeneinheit mit Poweryoga, um Beweglichkeit und Muskeln zu trainieren, die beim Klettern nicht beansprucht werden. Mittags mache ich die zweite Trainingseinheit über zwei bis fünf Stunden.
Abends kommen eventuell Dehnübungen der Beine auf dem Boden hinzu, während ich E-Mails beantworte. Zu Hause habe ich auch ein Griffbrett und Ringe am Carport für das Ausgleichstraining.
Was raten Sie Anfängern, die sich in diesem Sport versuchen wollen?
Am besten startet man in einer Boulderhalle. Dort gibt es meistens bis zu vier Meter hohe Wände und dicke Schaumstoffmatten am Boden. Man erhält ein erstes Gefühl, welche Muskeln beansprucht werden und wo die eigenen Grenzen sind.
Schon nach dem zweiten oder dritten Mal erlebt man relativ schnell Fortschritte. Die unterschiedlichen Farben der Griffe und Tritte geben bestimmte Routen vor. Schön ist, dass man in der Halle zusammen trainieren kann, ohne auf demselben Niveau sein zu müssen. Jeder plant einfach seine individuelle Route an der Wand.
Und irgendwann geht man dann raus an die Felswand?
Genau. Viele tun sich draußen aber erst mal schwer. Denn die Griffe sind nicht mehr farblich markiert. Ein Haken kann entfernt sein und Abstände sind nicht so regulär wie in der Halle. Wenn du Durst hast, gibt’s auch keine Kasse, an der du mal eben eine Flasche Wasser kaufen kannst.
Außerdem ist man der Witterung ausgesetzt. Es bedarf also mehr Vorbereitung. Idealerweise sucht man sich einen erfahrenen Seil- und Sicherungspartner.
Welche Fehler machen Anfänger häufig?
Viele beanspruchen durch viel Ehrgeiz im Training ihre Finger und Gelenke zu stark. Um den Körper in Balance zu halten, sollte man daher immer auch die Muskelpartien trainieren, die für das Klettern nicht entscheidend sind.
Viele tappen auch in die Falle, sich nur auf die Kraft in den Armen zu konzentrieren, und kommen schnell an ihre Grenzen. Denn sie vernachlässigen die Füße. Deshalb macht es Sinn, mit den Mädels zu trainieren. Frauen haben bekanntlich körperlich weniger Kraft als Männer. Das gleichen sie aber oft geschickt durch eine bessere Technik aus. Da kann man sich viel abgucken.
Es betreiben jedoch eher Männer diesen Sport?
Es sind tendenziell mehr. Aber die Frauen sind definitiv auf dem Vormarsch.