„Der ist schon immer verrückt gewesen, der Geulen.“ Das sagt Mr. Hayabusa, und der muss es wissen. Die zwei sind nämlich eine Person. Seine große Liebe ist das Motorrad – und auf dem mag er es schnell. Sehr schnell. Seit 30 Jahren ist Elmar Geulen Profirennfahrer in unterschiedlichen Klassen – vom Motocross bis zum Superbike. Sein neues Ziel: Gas geben auf der großen Salzwüste in Utah, dem Mekka der Raserei und Rekorde.
In den 70er-Jahren fing in seinem Leben alles ganz harmlos an. Der Euskirchener studierte BWL an der Fachhochschule Aachen. Hatte als Zuschauer aber schon öfter ein Motocrossrennen in seiner Region besucht und war mal als Beifahrer eingestiegen. Es war die Initialzündung. „Ich hatte noch nie etwas Besseres gemacht“, so Geulen. 1976 begann er, selbst Motocross zu fahren, und wurde bis 1982 in dieser Disziplin viermal deutscher Meister. 1983 wechselte er zum Straßenrennsport. Innerhalb der kommenden zehn Jahre bestritt er zahlreiche Rennen in unterschiedlichen Klassen: Superbike-DM, 500er Grand Prix, Langstrecken-WM. Populär machten ihn seine zwölf Starts bei der legendären „Tourist Trophy“ auf der „Isle of Man“.
Erfolge auf dem Powerbike
Als 1999 die neue Powerbike-Klasse ins Leben gerufen wird, ist er Feuer und Flamme: Motorräder bis 1.300 ccm dürfen starten – auf dieser Basis sind unglaubliche Motorleistungen realisierbar. Mit der Markteinführung der Suzuki Hayabusa – das schnellste Serienmotorrad der Welt – findet sich für Geulen auch gleich die passende Maschine für das Powerbiker-Racing. Ohne zu zögern, schafft er sich dieses sensationelle Kraftpaket an, lässt per Tuning die Leistung auf über 210 PS anheben und verfügt damit über die ideale Rennmaschine. Er ist mit ihr danach so erfolgreich, dass ihn Suzuki International Europe autorisiert, den Künstlernamen Mr. Hayabusa zu tragen. Und der konzentriert sich neben den Rennen vermehrt auf Geschwindigkeitsrekorde. Wie ein Junkie fährt er von Rekord zu Rekord.
Tragisches Unglück
Am 20. Mai 2013 passiert dann das Unglück. Elmar Geulen verletzt sich beim Bremerhavener Fischereihafen-Rennen schwer und erleidet einen dreifachen Genickbruch. In einer OP setzt ihm ein Wirbelsäulenchirurg 16 Schrauben und eine Stahlplatte ein. Danach folgen wochenlange Schmerzen. Der Tatmensch lernt etwas, was er bis dato ignorierte: Vorsicht. Geduld. Langsamkeit. Das Leben hat Mr. Hayabusa ausgebremst. Die Ärzte sagen ihm, dass der Spaß auf der Maschine vielleicht ein Ende hat. Er fällt in ein tiefes Loch.
Neue Rekordjagd
Inzwischen hat er sich zurückgekämpft. Er kann wegen des Unfalls seinen Kopf nur anderthalb Zentimeter zur Seite drehen. Seinen mit Narben übersäten Körper stählt der 61-Jährige jedoch im Fitnessstudio. Amtlich gilt er nun als schwerbehindert. Aber das hält ihn nicht davon ab, neue Rekorde zu jagen. Da wäre zum Beispiel sein eigener Rekord für straßenzugelassene Motorräder mit Verkleidung. Der liegt bei 335 km/h. Geulen strebt die 360-km/h-Marke mit einem straßenzugelassenen Motorrad an.
Heiße Rennen auf dem Salzsee
Exotischer ist sein anderes Ziel: der Lake Bonneville im US-Bundesstaat Utah. Der Boden ist dort ideal für Männer wie ihn: Er ist mit seinem salzigen Untergrund flach, bietet schön viel Grip, zehn Kilometer volle Fahrt und damit Traumbedingungen für Motorradfans. Mr. Hayabusa will in die USA auf den Salzsee, wo erstmals nicht die Strecke, sondern sein Drehzahlmesser seine Geschwindigkeit einschränkt. Vor der Reise zu diesem Mekka wartet für ihn aber noch eine Hürde. Rund 100.000 Euro kostet die Überfahrt in die USA samt Team und Maschine. Mr. Hayabusa jagt jetzt dem Geld hinterher. Er sucht einen Partner – und wenn‘s nach ihm geht, findet er den möglichst schnell.