„Früher, ja früher war alles besser!“ Früher wackelten die Motorräder noch arg, die Reifen hatten kaum Grip und bei jedem „Umfaller“ tat man sich weh, weil es keine anständige Motorradbekleidung zu kaufen gab.
Ohnehin trauten sich Fahrer mehr zu, als die Technik zuließ. Heute ist die Technik, sprich das Motorrad, in vielen Bereichen besser als die meisten seiner Fahrer. Wir können also guten Gewissens von einem Fortschritt sprechen, den es aber auch zu meistern gilt. Denn jede neue Technik erfordert eine Einarbeitung. Sei es das Erlernen des Umgangs mit einem PC oder dem Smartphone.
Allein der tägliche Umgang macht uns gut darin. Aber können Sie das auch von sich als Motorradfahrerin oder Motorradfahrer behaupten? Motten Sie doch einmal Ihr Smartphone für knapp ein halbes Jahr ein. Was glauben Sie, können Sie noch von dieser einstigen blinden Bedienung?
Und genauso verhält es sich mit Ihrem Motorrad, welches Sie im Herbst einmotten und im Frühjahr wieder herausholen. Sie müssen Ihr Können wieder auffrischen bzw. weiterhin verbessern – und das heißt: Üben, Üben, Üben…
Die Fahrausbildung
Wie wichtig eine gute Fahrausbildung für Ihr späteres Können ist, hat das Institut für Zweiradsicherheit (ifz) in einer Studie „Deutschlandweite Studie zur Überprüfung des Ist-Zustandes in der Fahrschulausbildung der Klasse A“ (www.ifz.de) untersucht. Die Ergebnisse der knapp 1.200 befragten Führerscheinabsolventen zeigen eine große Bandbreite im Qualitätsniveau einzelner Fahrschulen. Und dies, obwohl es umfangreiche Regelwerke gibt, die die Inhalte einer soliden Ausbildung vorgeben.
Angehende Klasse-A-Führerscheinanwärter sollten sich also eine Fahrschule mit engagierten Motorrad-Fahrlehrern suchen, damit sie auch umfassend Motorradfahren lernen. Denn in der Fahrschule muss die Initialzündung dafür erfolgen, dass der Fahrschüler weiß, worauf es ankommt und was er weiter verbessern bzw. kontinuierlich trainieren muss.
Fahrsicherheitstraining
Für all diejenigen, die bereits einen Führerschein besitzen, bieten sich Fahrsicherheitstrainings an, um die persönlichen Fähigkeiten – nicht nur die Fahrfertigkeiten! – zu verbessern.
Nach wie vor glauben zahlreiche Motorradfahrerinnen und -fahrer, sie bräuchten nichts mehr dazuzulernen. Wieder andere haben Angst davor, sich hinsichtlich ihres Könnens zu outen. Eigentlich schade, denn auch diese Gruppen müssten wissen, dass die Unfallursache Nr. 1 „menschliches Fehlverhalten“ ist.
Technische Mängel als Unfallursache spielen so gut wie keine Rolle! Will man also sicherer, lockerer und entspannter unterwegs sein, so muss man an sich selbst „feilen“. Wie Sie zu Ihrem Training kommen, welche unterschiedlichen Fahrsicherheitstrainings es gibt, das und weitere Informationen erfahren Sie auf unserer Webseite www.ifz.de
Fahrerassistenzsysteme
Eingangs dieses Artikels wurde schon darauf hingewiesen, was moderne Motorräder technisch so alles drauf haben. Von daher ist es wichtig, dass sich jede Motorradfahrerin und jeder -fahrer intensiv mit den Fahrerassistenzsystemen ihres/seines Motorrades auseinandersetzt. Wissen Sie beispielsweise wie Ihr ABS funktioniert und wie Sie das System am effizientesten nutzen?
Wer sich für dieses Thema interessiert und die Vielfältigkeit von Fahrerassistenzsystemen an Krafträdern verstehen möchte, dem sei der folgende Link empfohlen: www.ifz.de
Seit September 2013 gibt es das von Bosch und KTM entwickelte MSC (Motorcycle Stability Control). Diese Motorrad-Stabilitäts-Kontrolle machte das konventionelle ABS noch kurventauglicher, so dass mit diesem System auch Schreck- und Vollbremsungen in jeder Schräglage möglich sind.
MSC regelt dabei Folgendes: Es begrenzt den Bremsdruck und damit das Aufstellmoment, so dass der Fahrer dieses am Lenker noch kompensieren kann. Zudem erfolgt eine optimale Bremskraftverteilung auf Vorder- und Hinterrad.
Weil das Bremsen in Schräglage für die meisten ungewohnt ist, muss das Vertrauen in dieses System erarbeitet werden. Dafür muss man es in den verschiedensten Situationen ausprobieren, z. B. bei einem Fahrsicherheitstraining oder auf einem Übungsplatz. Deshalb hier nochmals: Lernen Sie die Technik an Ihrem Fahrzeug kennen und erfahren Sie sie!
Fahrerausstattung
Wie wir gesehen haben, schreitet die Technik unaufhaltsam voran – und nicht nur beim Motorrad, sondern auch bei der Fahrerausstattung, die uns bei einem Unfall schützen kann. Ein Beispiel ist die Airbag-Weste, die unter Motorradfahrern immer größere Beliebtheit erreicht.
Auf dem Markt existieren zwei Varianten, die für eine Airbag-Auslösung sorgen. Bei der ersten Variante muss der Fahrer eine Airbag-Reißleine mit dem Motorrad verbinden. Kommt eine gewisse Spannung auf die Leine, z. B. weil der Fahrer sich bei einem Sturz oder Aufprall von der Motorradsitzbank trennt, so löst das System aus und der Airbag entfaltet sich.
Die zweite und bessere, aber auch teurere Variante löst den Airbag durch Crash-Sensoren aus. Diese sind entweder direkt in die Airbag-Weste integriert oder am Motorrad angebaut, wobei die Signale dann per Funk an die Airbag-Weste/Jacke weitergeleitet werden. Die Auslösung per Crash-Sensoren erfolgt schneller als die per Reißleine, wodurch ein besserer Schutz beim Erstkontakt mit einem Hindernis erzielt wird.
Einer glücklichen Zukunft steht somit nichts im Wege!
Das ifz-Qualitätssiegel
Als Konsequenz aus den im Haupttext genannten Studienergebnissen hat das ifz ein Qualitätssiegel ins Leben gerufen, um angehenden Klasse-A-Fahrschülern eine Hilfestellung bei der Auswahl einer geeigneten Motorrad-Fahrschule geben zu können.
Dieses ifz-Qualitätssiegel Zweirad-Fahrschule erhalten Fahrschulen, die sich regelmäßig einer intensiven Prüfung unterziehen und die über den gesetzlich geforderten Ausbildungsrahmen hinaus unterrichten. So müssen zum Beispiel alle Klasse-A-Fahrlehrer
- selbst gute Motorradfahrer sein,
- sich regelmäßig zweiradspezifisch fortbilden,
- ihre Fahrschüler selbst mit einem eigenen Motorrad begleiten,
- ihren Fahrschülern die Grundfahraufgaben selbst vorfahren,
- ihren Fahrschülern bei Überlandfahrten Kurvenpassagen vorfahren.