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Aus dem Büro aufs Motorrad

Aus dem Büro aufs Motorrad
Aus dem Büro aufs Motorrad
Erik Peters lebt seinen Traum und entdeckt die Welt vom Motorrad aus. Foto: Erik Peters/privat

Erik Peters ist Motorradfahrer aus Leidenschaft.

Im Interview spricht er über seine Abenteuer und erzählt, warum er sich gegen das Büro und für ein Leben auf zwei Rädern erntschieden hat.

Seit wann sind Sie „Motorradreisender“?

Seit ich den Motorradführerschein habe, ist das mein großer Traum, doch mit dem Motorrad, das ich damals hatte, war ich nicht sonderlich reisetauglich unterwegs. Deswegen bin ich auch ziemlich schnell von einem Chopper zu einer Reiseenduro umgesiedelt. Angefangen habe ich dann mit europäischen Ländern, und daraus resultierte dann auch der Wunsch, weiter wegzufahren und längere Reisen zu unternehmen als solche, die im Jahresurlaub oder an verlängerten Wochenenden machbar waren.

Wie kam es, dass Sie entschieden haben, Motorradfahren zu Ihrem Lebensinhalt und Beruf zu machen?

Ich hatte keine Lust mehr auf das Leben, was ich damals geführt habe, wollte längere Zeit weg. Auf Ebay habe ich mir dann zusammen mit einem Freund zwei alte Yamaha XTZ 660 ersteigert, und wir sind dann ohne große Planung von Köln nach Schanghai gefahren, was drei Monate gedauert hat.

Unterwegs habe ich einen Blog geschrieben, der sehr gut ankam. Viele Menschen rieten mir, ein Buch zu schreiben, was ich dann auch getan habe. Mein Glück war, dass dies ziemlich erfolgreich war. Und wenn man einmal eine so lange Reise gemacht hat, hat man Blut geleckt und will darauf nicht mehr verzichten. Doch leider stellte sich zwischen meinen Traum mein Job.

Inwiefern?

Ein normaler Angestellter kann sich nicht für Monate ausklinken, um auf Reisen zu gehen. Mein Chef stellte mich dann vor die Entscheidung: Karriere oder Motorradreisen. Noch am selben Tag habe ich meinen Job gekündigt, und seitdem bin ich fast pausenlos mit dem Motorrad unterwegs.

„Das Motorradreisen ist einfach unglaublich schön. Man nimmt die Natur, das Land, die Umgebung einfach viel intensiver wahr.“

Wie finanzieren Sie Ihre Reisen?

Anfangs war das wirklich ein Problem. Ich habe immer alles Low-Budget gemacht, also auf dem untersten Level. Nebenbei, wenn ich nicht auf Reisen war, musste ich irgendwie Geld verdienen. Seit sechs Jahren habe ich das große Glück, meinen Traum hauptberuflich leben zu können und mich durch den Verkauf meiner Motorradreise-DVDs und die Auftritte, bei denen ich von meinen Abenteuern berichte, finanzieren zu können.

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, meine zwei größten Leidenschaften, das Motorradfahren und das Reisen, so intensiv miteinander verbinden zu können.

Was macht die Faszination des Motorradreisens aus?

Reisen fasziniert mich schon seit frühester Kindheit. Als Student war ich viel mit dem Rucksack unterwegs, habe dann aber irgendwann festgestellt, dass es viel schöner wäre, all das auf dem Motorrad zu erleben. So kam es zu meiner ersten großen Motorradreise – und meine Vermutung hat sich bestätigt.

Bitte gehen Sie näher darauf ein.

Das Motorradreisen ist einfach unglaublich schön. Man nimmt die Natur, das Land, die Umgebung einfach viel intensiver wahr. Was ich zudem besonders mag, ist, dass man mit dem Motorrad viel schneller mit anderen Menschen in Kontakt kommt.

Fahren Sie lieber allein oder in der Gruppe?

Allein oder nur zu zweit. Leider ist es schwierig, jemanden zu finden, der die Zeit hat, so lange zu reisen. Doch wenn ich die Wahl habe, reise ich lieber zu zweit. Denn es ist schon schöner, die Tageserlebnisse am abendlichen Lagerfeuer gemeinsam Revue passieren zu lassen.

Haben Sie auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen?

Die sind das Salz in der Suppe, auch wenn Probleme auf Reisen im Nachhinein die spannendsten Geschichten sind. Schwierigkeiten fangen an bei behördlichen Problemen, weil jemand einem beispielsweise am Grenzübergang die Einreise verweigert, Korruption über Krankheiten bis hin zu Defekten am Fahrzeug.

Hier hatte ich beispielsweise den Fall, dass ich in Russland sieben Tage auf eine neue Kupplung warten musste. In letzter Zeit passiert mir das zum Glück nicht mehr, da ich mit besseren Maschinen unterwegs bin und nicht mehr mit ausgelutschten Krücken, die ich mir auf Ebay für ein paar Euro ersteigert habe.

Momentan fahre ich Yamaha XT 1200 Z und bin mehr als zufrieden. Ich bin schon immer Yamaha gefahren, und im Laufe der Jahre hat sich eine absolute Liebe zur Marke entwickelt. Ich möchte nichts anderes fahren.

Welche anderen Reisemittel nutzen Sie auf Ihren Reisen?

In der Regel versuche ich, alles mit dem Motorrad zu fahren. Wenn Wasser dazwischen kommt, geht es natürlich nicht anders und ich nehme die Fähre. Nach Südostasien habe ich mein Motorrad letztens verflogen. Ich entscheide das so, wie es gerade kommt und wie es mir am abenteuerlichsten erscheint. Eine Schiffsfahrt kann aber auch ein perfekter Abschluss sein.

Dies habe ich erfahren, als ich von New York zurück nach Deutschland mit dem Schiff gefahren bin. Insgesamt war ich zuvor 52.000 Kilometer mit dem Motorrad unterwegs und konnte auf dieser Schiffsfahrt alle Eindrücke dieser sehr langen und aufregenden Tour noch einmal in Ruhe sacken lassen – das war ein super Gefühl, an einem Flughafen nicht alles schlagartig beenden zu müssen, sondern elf Tage auf hoher See Zeit zu haben, die Reise – von Mexico über Alaska – gedanklich noch einmal zu durchlaufen.

Was war Ihre schönste Tour?

Ich fand die Amerika-Tour, von Mexiko ans Polarmeer nach Alaska und von dort dann weiter durch die großen Prärien und Neuengland nach New York, besonders intensiv und schön – landschaftlich wie auch die persönlichen Begegnungen unterwegs. Vergangenes Jahr war ich in Japan, was mich auch sehr fasziniert hat, weil ich ein ganz anderes Land vorgefunden habe, als ich erwartet hätte. 

Jeden Tag haben mich dort neue Dinge positiv überrascht – angefangen bei der Kultur über die Landschaft, eine Mischung aus Schwarzwald und Karibik, traumhafte Motorradstrecken, aber auch die Menschen mit ihrer uralten Religion, während man auf der anderen Seite in Restaurants von Robotern bedient wird, all diese vielen Facetten haben mich sehr beeindruckt.

In diesem Jahr stehen für mich unter anderem Spanien und Portugal auf dem Programm, ehe ich dann im nächsten Winter wieder außerhalb Europas unterwegs sein möchte. Wo genau, das wird sich zeigen – Australien oder Neuseeland stehen aber ziemlich weit oben auf meiner Wunschliste. Jedoch hat jede Reise ihre eigene Faszination und Schönheit – man muss sich eben nur darauf einlassen und losfahren.

Was würden Sie anderen Motorradreisenden gern mit auf den Weg geben?

Reisen nicht kaputt planen, denn das nimmt einem das Gefühl der Freiheit. Von daher würde ich raten, sich lieber ein paar Eckpunkte auszusuchen, die man unbedingt sehen möchte, und sonst auf die Ratschläge der Einheimischen zu vertrauen, denn diese wissen, wo es wirklich am schönsten ist.

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