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Winterurlaub

Interview mit der Weltmeisterin und Olympiasiegerin Anna Gasser

Photo: SANI ALIBABIC

Anna Gasser

Österreichische Snowboarderin im Big-Air & Slopstyle

Olympiasiegerin Anna Gasser hatte große Pläne für das Jahr 2020. Dann kam Corona. Die Snowboarderin über Lockdown, Training und Freizeit ohne schlechtes Gewissen.

Zunächst hast Du in der Disziplin Kunstturnen trainiert, bevor Du dich 2010 dem Snowboardsport zugewandt hast. Was hat Dich dazu inspiriert und wie konntest Du in der kurzen Zeit alles aufholen, was Deine Konkurrenten von klein auf gelernt haben? 

Ein Cousin hat mir Snowboard-Videos gezeigt und mich dann auch das erste Mal mit auf den Berg genommen. Mit dem Brett meiner Schwester. Das hat sie danach nicht mehr oft gesehen. Ich habe zwar spät angefangen, aber ich wusste vom ersten Tag an, dass das genau mein Ding ist. Meine Turnvergangenheit hat mir sicherlich in manchen Bereichen geholfen, vor allem wenn es um Körperspannung und Airtime geht.

Als Profisportlerin sieht man nahezu jedes Gebirge der Welt. Was bedeuten die Berge und das Snowboardfahren für Dich ganz persönlich und in welchen Bergen bist Du am liebsten unterwegs? 

Die Berge geben mir ein Gefühl der Freiheit. Da geht es mir gut, egal wo in der Welt. Aber natürlich haben die Berge in meiner Heimat einen besonderen Reiz für mich. Hier bin ich aufgewachsen, habe Ski- und später Snowboarden gelernt. Hier kann ich auch Tage mit meinen engsten Freunden am Berg genießen. Das war in den letzten Jahren aufgrund meines Reisepensums nur selten möglich.

Als erste Frau weltweit ist Dir der Trick „Cab Double Cork“ gelungen. Wie beschreibst Du dieses Gefühl und wie waren die Reaktionen?

Das war schon unglaublich. Und auch ein wenig überwältigend, was daraufhin los war. Den Trick an sich hatte ich schon länger im Kopf und mental schon hunderte Male durchgespielt. Es war klar, dass an dem Tag, an dem ich den Trick das erste Mal im Schnee versuchen werde, alles passen muss. Das Wetter und der Wind, die Schneebedingungen, natürlich der Jump, meine eigene Einstellung –im November vor zwei Jahren am Weg zur PRIME Park Session am Stubaier Gletscher war ich im Lift und hatte plötzlich das Gefühl, heute kann ich’s versuchen, heute könnte es klappen. Und so war es dann auch – beim ersten Versuch. Das war irre. Es haben sich schon am Berg alle riesig mit mir gefreut und die mediale Aufmerksamkeit war total verrückt. Die Bilder gingen tatsächlich um die Welt. Es ist schön zu zeigen, was möglich ist, wenn man an sich glaubt und damit auch vielen jungen Mädchen Mut zu machen.

Photos: SANI ALIBABIC

Entsteht für Dich manchmal gegenüber den Männern ein Leistungsdruck? 

Das würd ich jetzt so nicht sagen. Eher inspirieren mich die Jungs in meinem Umfeld, um an noch schwierigeren Tricks zu arbeiten. Aber generell hab ich so oder so den Anspruch, mein Snowboarding kontinuierlich zu verbessern. Ich will nicht stehen bleiben, ich arbeite ständig an neuen Tricks oder Runs. Wenn nicht am Brett, dann mental im Kopf.

Olympiasiegerin, dreifache X-Games Siegerin, Weltmeisterin und eine der beliebtesten Sportlerinnen Österreichs. Wer Deine Erfolge hört, liest direkt zwischen den Zeilen, wie viel Training dahinterstecken muss, um so gut zu werden und zu bleiben. Bleibt bei all der harten Arbeit noch Zeit zum Genießen?

Ja, natürlich. Und mit dem Snowboarden hab ich ja im Grunde auch meine liebste Beschäftigung zum Beruf gemacht. Ich gehe nach wie vor jeden Tag gerne Snowboarden und liebe es wie am ersten Tag. Von daher, ja, ich investiere natürlich viel Zeit in Training, ob am Berg oder auch abseits. Aber ich habe auch immer noch viel Spaß daran. Und die Auszeiten daheim am Millstätter See sind zwar manchmal rar, aber ich genieße sie dafür umso mehr.

Wie war die Vorbereitung auf die aktuelle Saison, trotz all der Reise- und Kontaktbeschränkungen?

Diesen Sommer und Herbst lief alles ein wenig anders als geplant. Der erste Lockdown im März war schon bitter, fielen doch damit die letzten zwei Monate der Wintersaison aus, die wir normalerweise für Foto-Shoots und zum Filmen nutzen. Wir hatten dann das Glück, dass der Kaunertaler Gletscher uns schon im Mai exklusiv einen Jump zum Trainieren geboten hat. Dann durften die Gebiete wieder aufsperren und über den Sommer waren wir am Mölltaler Gletscher, die zum ersten Mal einen kleinen aber feinen Park gebaut haben. Im September waren wir wie jedes Jahr in Saas Fee in der Schweiz, zur Zeit sind wir gerade wieder am Stubaier Gletscher bei der PRIME Park Session, die auch jedes Jahr zur Vorbereitung für die Saison wichtig ist. Zum Glück dürfen wir Profisportler trainieren und ich bin froh, dass es Gebiete gibt, die uns auch die Möglichkeit dazu bieten. Jetzt hoffen wir, dass trotz Covid-19 unsere Wettkampfsaison so normal wie möglich abläuft. Wenn auch vermutlich ohne Zuschauer, was sehr schade ist.

Die aktuelle Wintersaison ist durch die Umstände wohl eine Besondere. Wie wirst Du deinen Winter außerhalb des Sports trotzdem zu einem Erlebnis machen? Wie verbringst Du deinen Winter zu Hause, hast du einen Ausgleich? 

Wir werden den Winter nutzen wie jede Saison und versuchen, so viel am Snowboard zu stehen wie möglich. Da spielt es keine Rolle, ob ich zuhause in Österreich bin oder am Reisen. Die Zeit daheim wird natürlich auch dafür genützt werden, um in Goldeck bei mir ums Eck vorbeizuschauen oder in Flachauwinkl. Es schaut momentan schon so aus, dass wir ein wenig unterwegs sein werden für die Weltcup-Saison, darüber bin ich froh.

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