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Outdoor- Natur erleben

„Wenn alles weiß ist, geht mir das Herz auf“

Fotos: Jack Wolfskin

Er ist ein Kind der Berge, der Spross zweier Skilegenden und war selbst medaillengekrönter Skirennläufer im Weltcupzirkus – wer, wenn nicht Felix Neureuther sollte für das schneeweiße Abenteuer Winter schwärmen? Ein Gespräch über die Faszination seines Sports, den weiten Blick ins Tal und einen noch weiteren bis nach Alaska.

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Zu Beginn gleich ganz banal: Was bedeutet Skifahren für Sie?

Es ist meine große Leidenschaft und letztlich ja auch mein Lebensinhalt geworden. Das ist ein Glück, für das ich sehr dankbar bin. Beim Skifahren fühle ich mich frei und ungebunden und besonders faszinierend ist, dass dieser Sport so viele Variationen bietet. Ähnlich wie in den Bergen bietet auch das Meer ungeahnte Möglichkeiten, Grenzerfahrungen zu machen, aber dazu hätte ich am Meer geboren werden müssen. So sind es für mich die Berge und die einzigartige Natur, in der ich mich so oft bewegen darf.

Vor Ihnen steht jemand, der noch nie Ski gefahren ist – wie überzeugen Sie ihn, sich genauso für diesen Sport zu begeistern?

Die Freiheit, die man bei diesem Sport spürt, ist einfach einzigartig. Du stehst hoch oben auf einem Gipfel, vor Dir liegt ein unberührter Tiefschneehang, in den du gleich eintauchen darfst. Du siehst um Dich herum nur Berge und Täler und Herausforderungen für Deine Leidenschaft. Das ist schon ein Traum. In diesem Augenblick ist man nur noch dankbar und froh. Als Pulverschneehäubchen dazu kommt die Tatsache, dass man eigentlich nie alleine unterwegs ist, sondern solche Eindrücke mit Freunden oder mit der eigenen Frau erleben darf. Ich freue mich schon darauf, wenn ich meinen Kindern diese Welt eröffnen darf. Dann kommt das Adrenalin hinzu, wenn Du Rennpisten oder Steilhänge herunter fährst. Es gibt so viele Faktoren und Möglichkeiten, da reicht ein Leben gar nicht dafür aus, um alles auszukosten. Ich glaube, diese Verschmelzung aus Sport und Natur gibt es nur in wenigen anderen Sportarten.


Wie waren denn die Gefühle, wenn Sie beruflich Skirennen gefahren sind?

Das ist auch wieder ein so spezieller „Kick“. Du stehst am Start, unter Dir liegt eine total vereiste Piste mit 70 Toren. 50.000 Zuschauer warten darauf, was jetzt passiert und drücken dir die Daumen. Du kennst jedes Tor,  jede Richtungsänderung und jede kleine Unebenheit. Du darfst nicht daran denken, was passieren könnte, sondern nur an da, was du wirklich kannst. Darum geht es. Und dann katapultierst Du Dich auf die Strecke, versuchst Deinen Rhythmus zu finden und suchst bei jeder Richtungsänderung  nach den Zehnteln und Hunderstelsekunden, die dich schneller machen können. Diese speziellen Sekunden sind es, die jeden Rennläufer immer wieder motivieren, Schmerzen vergessen lassen, weiter zu trainieren  und besser zu werden. Hinzu kommen aber in gleicher Wertigkeit die Erlebnisse innerhalb dieser Szene, mit den Freunden und Kollegen, die genauso ticken wie du. Wo man sich hilft und unterstützt und gemeinsam verrückte Dinge ausprobiert. Diese Momente werden mir sicher fehlen.

Der Winter steht vor der Tür. Manchen gruselt vor den kalten Temperaturen. Ihnen wahrscheinlich nicht?

Hoffentlich wird es richtig kalt. Darauf freue ich mich, ich habe eher Sorgen wegen der Klimaveränderung und wohin es mit dem Skisport gehen wird. Es gibt kein schöneres Spielzeug als den Schnee, damit zu spielen, wünsche ich jedem Kind. Ich habe es selber erlebt, mit strahlenden Augen am Fenster zu stehen, wenn die ersten Schneeflocken im Herbst fielen. Der Winter ist und bleibt die große Faszination, aber dazu muss es kalt sein. Ob Jung oder Alt, im Schnee hat jeder seine Freude.

Welche Tipps würden Sie Anfängern in Sachen Ausrüstung geben, die sich auch für den Sport begeistern wollen?

Wichtig ist auf jeden Fall, sich fachlichen Rat zu holen. Gerade die ersten Schritte entscheiden, wohin der Weg führen kann. Dazu geht man in ein Sportfachgeschäft und lässt sich beraten. Man geht in eine Skischule und lässt sich von einem Profi auf die Ski stellen. In den Skischulen bekommt man gerade als Anfänger Leihausrüstungen, mit denen gezielt leichter lernt und auch das höchste Sicherheitsprotential hat. Gerade bei den Skiern braucht man erst später an eine eigene Skiausrüstung denken. Beim Skischuh sehe ich das anders, da will ich schon meinen eigenen Schuh angepasst bekommen. Helm und funktionale Skibekleidung sind Pflicht und vergessen sie nicht eine saubere Skibrille. Die Sicht entscheidet mit über die Sicherheit. . Kindern oeder auch älteren Menschen empfehle ich gerne Rückenprotektoren, die sind in der Zwischenzeit so gut gebaut, dass sie nicht stören oder auffallen. Zentral im Fokus steht aber für mich schon der Skischuh, bei dessen Kauf man sich schon Zeit nehmen sollte.

Haben Sie einen Geheimtipp für ein Skigebiet? Wobei das dann wohl kein Geheimtipp mehr bleibt.

Geheimtipps gibt es eigentlich keine mehr. Noch dazu, da der Trend hin zu immer größeren Skigebieten geht, die alles bieten und daher auch entsprechend bekannt sind. Entscheidend finde ich, dass man sich bei der Pistenwahl taktisch verhält. Einheimische wissen genau, wann und wo sie in der Früh am besten in eine Skigebiet einsteigen, wo die Pisten am wenigsten befahren werden oder die geringsten Wartezeiten sind. Auch hier würde ich als Neuling in einem Skigebiet immer den Rat von Skilehrern oder Fachleuten einholen. Dann ist ein erfüllter Skitag garantiert und auch vom Sicherheitsaspekt entscheiden attraktiver. Klar ist aber, dass mein Geheimtipp natürlich unsere Skigebiet hier in Garmisch-Partenkirchen ist. Unsere Kandahar gehört zum Feinsten und Attraktivsten, was ich kenne. Und das meine ich ernst

Gibt es Regionen, wo Sie noch nie auf Skiern unterwegs waren und die Sie mal reizen würden?

Alaska und Georgien. Ansonsten war ich eigentlich überall schon im Schnee. Da fgällt mir ein, dass ich tatsächlich in Japan am Tag vor dem Weltcupslalom meinen besten und luftigsten Pulverschnee erlebt habe. Wir wären dort fast „erstickt“ (lacht) Natürlich reizen mich exotische Skigebiete und ich hoffe, dass ich jetzt nach dem Rennsport mehr Zeit zum Tourengehen bekomme. Auf dem Gebiet stehen einem noch unendlich viele Berge offen.

Herausragende Sportler entwickeln irgendwann  ihren eigenen Stil. Unterscheidet sich Ihrer von denen Ihrer Eltern Rosi Mittermaier und Christian Neureuther?

Sie werden es nicht glauben, aber ich behaupte fest, dass meine Eltern bzw. die Rennsportler damals viel eleganter und geschmeidiger skigefahren sind. Heute spielt Tempo und Kraft eine größere Rolle. Das Carven verlangt eine breite Beinstellung, wie graziös sieht dagegen die Wedeltechnik aus den 60er und 70er Jahren aus. Früher wurde im Prinzip jedes Jahr eine neuer Skistil kreiet, was sicher auch mit der rasanten Ski- und Schuhentwicklung zu tun hatte., heutzutage fährt man eigentlich seit 20 Jahren immer ähnlich. Im April bin ich mit dem Rennski meines Vaters von 1978 ein Nostalgierennen gefahren. Das wäre meine Zeit gewesen. Sehr schade , dass ich ein „Spätgeborener“ bin. Den Ski vom Vater werde ich jetzt immer mal wieder herausholen. Ja das Skifahren von damals hatte schon etwas sehr Spielerisches. Es war wahnsinnig schön anzusehen. Von dieser Eleganz waren auch die Zuschauer vor den Fernsehern gebannt.

Ab sofort gehen Sie dort beruflich als Moderator und Experte für die ARD an den Start. Als Kind dieser Eltern hatten Sie bei Ihrer ersten Berufswahl, dem Skirennläufer, aber nicht wirklich eine freie Wahl, oder?

Wenn das man so sieht, dann eigentlich nicht. Wir sind als Kinder mit dem Skisport aufgewachsen. Unsere Eltern haben meiner Schwester und mir die Faszination Skifahren näher gebracht. Meine Schwester z.B. ist dann einen ganz anderen Weg gegangen und wurde Designerin. Die Faszination ist aber auch ihr geblieben. Sie fährt nicht nur begeistert sondern auch grandios Ski. Da ist eine Weltcupsiegerin verloren gegangen. Doch das ist nicht so wichtig. Wichtig ist die Begeisterung für den Sport, den uns die Eltern vorgelebt haben, die hat auch meine Schwester Ameli lebenslänglich in sich.

Freche Frage zum Schluss: Wer ist der bessere Skifahrer – Rosi, Christian oder Felix?

Das ist keine Frage, denn so wie wir den Sport ausleben, geht es nicht um besser sondern es geht um die gemeinsamen Erlebnisse und Erinnerungen, die uns das Skifahren ermöglicht.

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